Das Winzerpaar Roland und Karin Lenz führt in Iselisberg bei Frauenfeld das grösste biologische Weingut der Deutschschweiz. Auf 15 Hektar wachsen die Reben an günstigen Südlagen mit sandig-lehmigen Böden. Neben den für die Ostschweiz typischen Traubensorten Blauburgunder und Müller- Thurgau sind die Parzellen mit über 20 weiteren Sorten bestockt, darunter viele pilzresistente Sorten (PiWi-Reben).
Schwieriger Anfang Der Anfang im 1994 mit 8 Hektar Rebland war für den Sohn eines Uesslinger Schreiners alles andere als einfach „Der Ostschweizer Wein genoss keinen guten Ruf. Der Markt war übersättigt. Die Konsumenten hatten grosse Vorurteile“, blickt Roland Lenz zurück. Für ihn war von Anfang an klar, dass er auf Qualität setzen wollte. Der biologische Weinbau erschien ihm dafür die besten Voraussetzungen zu bieten. Doch 1999 kam der Rückschlag: „Wettermässig war das ein so schlimmes Jahr, dass wir finanziell nicht überlebt hätten, wenn wir nicht konventionell gespritzt hätten.“
Winzer auf zwei Kontinenten Der Schock war so gross, dass Roland und Karin Lenz noch im selben Jahr in Chile ein zweites Weingut eröffneten. Ein Land, das die beiden auf Reisen vor ihrer aktiven Winzerzeit kennen und lieben gelernt haben. Hier ist biologischer Weinbau vom Klima her kein Problem. Ihr zweites Standbein, Viña Chillán, wird von ihrem Partner Ruedi Rüesch geführt und produziert auf insgesamt 30 Hektaren fruchtbarem Land exklusive Weine. Sie sind sehr vielfältig. Unter anderem entstehen auch Weissweine aus den roten Trauben von Malbec, Merlot und Carmenère. Dies gab ihnen Mumm, es auch in der Schweiz nochmals zu versuchen. 2006 wurde die schwierigste Parzelle am Islisberg wieder auf Bio umgestellt um zu schauen, ob es funktioniert. Es klappte: Nach und nach wurden alle andern Parzellen ebenfalls umgestellt, so dass das gesamte Weingut Lenz seit 2010 biozertifiziert ist. Roland Lenz: „2010 und 2012 waren in der Ostschweiz ähnlich schwierige Jahre wie 1999. Doch dank zusätzlichem Knowhow und mehr Erfahrung sind wir nie mehr in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.“ Seither hält sich der Familienbetrieb strickt an die Grundsätze des biologischen Rebbaus: es werden beispielsweise nur Weinsorten angepflanzt, die im Schweizer Mikroklima voll ausreifen können. Die Trauben werden manuell gelesen und sorgfältig selektioniert, all seine Weine keltert Roland Lenz auch selbst.
Zweimal „Weingut des Jahres“ Auf die persönliche Historie zurückblickend überrascht dann auch ihr Leitgedanke nicht: „Wer Chancen sucht, der findet Sie auch. Es beflügelt uns immer wieder, spannende und aussergewöhnliche Weineauf höchstem Niveau zu produzieren - auf der Nord- und auf der Südhalbkugel“. Dass die Weine beim Publikum ankommen, zeigen auch die Auszeichnungen. Für all ihre Anstrengungen wurden sie zweimal - im 2015 und 2018 - mit dem Preis „Schweizer Biowinzer des Jahres“ belohnt.